Authentische Germanendarstellung der Roemischen Kaiserzeit und der Zeit der Voelkerwanderung

alle Texte und Bilder dieser Seiten sind urheberrechtlich geschützt    Versionsstand März 2011


kontakt

Der "Germanenkrieger" in den Medien

Verfolgt man das in Film und Fernsehen verbreitete, pseudohistorische Bild der Spätantike und des Frühmittelalters, so fällt es schwer, das augenblicklich aufkommende Würgen im Magenrachenraum zu unterdrücken.
Wenn Amazonen mit Nieten besetzten Lederröckchen durch asiatisch anmutendes Schwertgefuchtel das Erbe der Nibelungen anzutreten suchen, oder ein Möchtegern- Arthur mit kreuzweise auf den Rücken geschnallten Schwertern in den hoffentlich finalen Untergang reitet, bleibt einem nur mit wildem Aufschrei den Fernseher aus dem Fenster zu werfen, oder mit vorgehaltenem Feuerzeug an der Kinokasse die Rückgabe des Eintrittsgeldes zu fordern. Hat man diese kommerzträchtigen Entgleisungen der Filmemacher gerade noch mit heiler Haut überstanden, springt den ahnungslosen Passanten auch schon ein in Fellfetzen gehüllter "Germane" vom nächsten Filmposter an, der aussieht, als ob er sich Keule schwingend gerade aus dem Tierreich erhoben hätte.
Es ist doch keineswegs so, dass man nichts weiß und alles mit wilden Spekulationen oder haarsträubender Requisite füllen müsste, denn so dunkel waren die "Dark Ages" nun auch wieder nicht. Aber es erfordert eben ein wenig Recherche und läuft Gefahr, sich nicht so publikumswirksam verkaufen zu lassen…

 

…in natura

Vielgestaltig tritt uns der germanische Krieger im Laufe der Jahrhunderte entgegen; dies weniger durch anatomisches Aussehen und Abstammung, sondern stärker aufgrund seiner sozialen Stellung innerhalb der Sippe und des Stammes; seiner Haltung als Gegner oder Verbündeter Roms oder deren externen Feinden. Wohlstand oder Abhängigkeit in allen Abstufungen vom rechtlosen Unfreien bis hin zu Amtsträgern oder dem Adel bestimmen das Erscheinungsbild in Kleidung, Ausrüstung und Bewaffnung. Der Kontakt zu Grosstämmen oder der Weltmacht Rom führen zu Bündnissen, Unterwerfungen oder Anschlüssen, die ihre Auswirkungen auf Glaube, Mode, Bewaffnung und u. v. m. haben.
 

Hintergrund

Mit dem Beginn der Zeitrechnung schob sich Roms Militärmaschinerie an das freie Germanien heran und verursachte in ihrem Einflussbereich eine Jahrhunderte lang andauernde Auseinandersetzung und Entwicklung auf waffentechnischem Gebiet.
Dabei veränderte der Kontakt wechselseitig Bewaffnung und Kampfweise als Reaktion auf die Beschaffenheit des jeweiligen Gegners. Auch das stetige Anwachsen des Anteils an Hilfstruppen und deren spezifische Ausrüstungen und Kampftaktiken veränderten schrittweise das Gesicht der Legionen.
Die mit dem Römischen Reich konfrontierten Stämme reagierten doch keineswegs nur mit Widerstand, sondern römische Siedlungen, Städte und der damit verbundene Handel weckten Begehrlichkeiten. Dieser habhaft zu werden, wurde nicht nur dadurch versucht, sie gewaltsam an sich zu reißen, sondern sie sich auch durch z.B. Dienst bei den Hilfstruppen oder später regulär in den Legionen zu verdienen. So konnten sie römisches Bürgerrecht, Land und Steuerbefreiungen nach ihrer Dienstableistung erhalten.
Es ist kaum verwunderlich, dass germanische Stammesteile und ganze Stämme dieser Versuchung erlagen oder schlicht rational entschieden, einen Vorteil im Dienste Roms zu suchen. Im Ergebnis kontrollierten sächsische Bündnistruppen die Befestigungen am Litus Saxonicum, während sächsische Piraten mit ihren schlanken Ruderbooten die Küstengebiete heimsuchten. Genauso wachten fränkische Foederaten bei den Grenztruppen am Obergermanischen Limes, obwohl auf der anderen Seite beutelüsterne Frankenkrieger die Grenzbefestigung auf ihre Durchlässigkeit hin untersuchten.
 

Schild

Der Schild ist als die häufigste Schutzausrüstung des Freien ist zu betrachten. Das obwohl nicht jeder Grabbefund eines als Freien einzustufenden einen nachweisbaren Schild enthält. Dafür können verschiedene Gründe verantwortlich sein, die zum einen in der Beigabensitte, im Grabraub oder dem sicher häufigsten Umstand - schlicht der Vergänglichkeit zu suchen sind. Da Helm und Kettenpanzer ausgesprochen selten und nur Begüterten bzw. dem sozial hochgestellten Adel vorbehalten waren, verbleibt der Schild als primärer Schutz dem Freien der zur Heerfolge verpflichtet war.
Entgegen den römischen, tonnenförmigen Schilden der frühen Kaiserzeit, die aus mehreren, richtungswechselnd verleimten Furnierschichten bestanden, besteht der germanische Schild aus an der Schmalseite miteinander verleimten Brettstücken. Bei dem verwendeten Holz handelt es sich um zumeist Laubhölzer wie Esche, Linde, Eiche, Erle, Weide, Pappel, Ahorn oder Birke.

 

Schwert

Bereits zu Zeiten Julius Caesars hatten zweischneidige, keltische Langschwerter Einzug in die Bewaffnung angesehener, germanischer Krieger gehalten. Doch wurden sie bereits zum Ende des 1. Jh. v. Chr., im kriegerischen Kontakt mit dem Römischen Reich, zunehmend durch kürzere, gladiusartige Stichschwerter verdrängt. In den östlichen und nördlichen Gebieten des freien Germaniens waren hingegen noch die schweren, einschneidigen Hiebschwerter anzutreffen.
Von der Anzahl her betrachtet, bleiben Schwerter jedoch weit hinter Lanze und Speer zurück, so dass man im Kampfgeschehen nicht von einer nennenswerten Bedeutung ausgehen kann. Dies deckt sich mit Tacitus` Germania, wo zu lesen ist: "…Nicht einmal Eisen ist im Überfluss vorhanden, wie sich aus der Art ihrer Waffen schließen lässt. Selten führen sie Schwerter oder größere Lanzen…"
 

Axt

Was im 3. Jh. n. Chr. im Befund als Axt in Erscheinung tritt, lässt noch nicht erahnen, welche unterschiedlichen Entwicklungen sie im Gang der Jahrhunderte noch durchlaufen würde. Zwar bereits schlank in der Ansicht, doch stark im Querschnitt erinnert sie eher an eine Spaltaxt zur Bearbeitung von Holz als an eine tödliche Waffe. Auch ist der Nacken als breiter Hammerkopf ausgebildet. So kommt man nicht umhin sie eher als universales Werkzeug zu betrachten, was natürlich auch dazu taugt Schilde und Schädel zu zertrümmern.

 

Keule

Keine Waffe ist wohl geeigneter das Bild vom wilden, germanischen Barbaren zu illustrieren als die Keule. Aber deshalb in der Darstellung gänzlich darauf zu verzichten, nur weil sie ein Klischee stützt, würde einer Unterschlagung gleichkommen.
Sie ist die archaischste und primitivste aller Waffen, die schon von den Primaten mit roher Gewalt geschwungen und zur Verteidigung der Sippe eingesetzt wurde.
In der Tat wurde die Holzkeule auch von germanischen Kriegern benutzt; häufiger in der frühen römischen Kaiserzeit als in der Spätzeit, wo sie nur noch die Bedeutung einer "Notbewaffnung" hatte.
 

Speer

Der Speer ist wohl neben der Keule eine der ältesten, wenn nicht sogar die älteste Waffe des Menschen überhaupt und hat ihn vom Anbeginn seiner Existenz bis in die Gegenwart begleitet. Was hat dem Speer also zu dieser beispiellosen Erfolgsgeschichte verholfen?
An der Begründung dafür hat sich seit tausenden von Jahren nichts geändert:
- relativ einfache und billige Beschaffung des erforderlichen Grundmaterials,
- wenig Aufwand zur Herstellung,
- universeller Einsatz als Waffe.
Dies mögen die Hauptgründe sein, die den Speer zu der wohl verbreitetsten Waffe während der betrachteten Zeitspanne gemacht haben, jedoch auch zuvor und darüber hinaus. Sein umfassender Erfolg besteht in seiner Eignung zum vielseitigen Einsatz:
- primär als Fernwaffe zum Werfen,
- als Stich- oder Stosswaffe auf Nahdistanz,
- als Schlagwaffe mit dem Blatt oder dem Schaft,
- als Stock zum Parieren eines gegnerischen Ausfalls.

 

Pfeil und Bogen

Die geschichtliche Erwähnung ist so vielgestaltig, wie die Fundfragmente des Bogens aufgrund ihrer Vergänglichkeit rar sind. Doch allein einer der wenigen Fundplätze mit erhaltenen Bögen beschreibt seine Bedeutung. Der umfangreiche Fund in Nydam des 3./4. Jahrhunderts n. Chr. verweist auf eine weitgehende Spezialisierung und enormes know- how der damaligen Bogenbauer.
 

 

 

Andreas verwundet

 

DSC_0014
Kalk_07_7
Milit_Speer
Milit_Axt
Kipfenberg 2222